3+1 Strategien gegen digitale Ablenkung
Dass Führungskräfte heute ständige Ablenkung und Unterbrechung erleben ist nichts neues mehr, das gehört wohl zur Digitalisierung dazu. Viele beklagen sich aber, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen können, weil ständig ein Gerät blinkt, piepst, vibriert und nach ihrer Aufmerksamkeit ruft.
Störenfried Nr. 1 ist natürlich das Handy, denn angeblich werden schon über die Hälfte aller Emails mobil gelesen. Eine interessante Studie zeigt, dass Deutsche im Schnitt knapp vier Stunden aufs Handy schauen - pro Tag! Der Haken daran ist nicht nur die Zeitdauer an sich, sondern dass diese vier Stunden die Summe aus sehr vielen kurzen Momenten sind.
Die Hauptschuldigen kennen wir alle, nämlich
die vielen Emails und Teams-Messages bei der Arbeit
Social Media von Instagram über LinkedIn bis TikTok
die turbulenten Nachrichten aus der Welt und Doomscrolling
Die entscheidende Frage für Führungskräfte ist darum, mit welchen Tricks sie selbst ihre Ablenkung im Zaum halten. Genau dasselbe hat Zeit Online bei ihrem Publikum getan und zusammengefasst, mit welchen 33 Ideen die Bildschirmzeit in den Griff zu kriegen ist. Vieles hat man schonmal gehört, ein bisschen was ausprobiert, und wenig funktioniert. Woran liegt das?
Sich gegen digitale Ablenkung zu schützen klappt oft nicht, weil die meisten Vorschläge zu drei üblichen Strategien gehören, die aber alle in dieselbe Richtung gehen. Es gibt aber noch eine vierte, die vielversprechender ist. Hier ist ein kurzer Überblick:
Bewährte Strategien gegen digitale Ablenkung
Strategie 1: Der kalte Entzug
Die kompromisslose Methode haben alle schonmal gehört: Digital Detox. Ganz aus und weg mit dem Gerät, am besten für längere Zeit. Das hilft vielen tatsächlich, aus der suchtartigen Spirale raus zu kommen. Allerdings ist es wie mit jeder Suchttherapie, der Rückfall ist eher die Regel als die Ausnahme und entmutigt total. Bei den meisten führt das dann zu einer Haltung von „jetzt ist es auch egal“. Sie geben dann ganz auf und sind nach kurzer Zeit wieder genauso abgelenkt wie zuvor. Noch schlimmer ist, dass diese negative Erfahrung bei Führungskräften dazu führt, sich ihrem abgelenkten Schicksal leidend zu fügen.
Strategie 2: Der verdorbene Spaß
Das Design der mobilen Geräte und vor allem die Gestaltung von Apps ist darauf angelegt, möglichst anziehend und verlockend zu sein. Man kann dem entgegen wirken und die unnötige Zeit mit dem Handy dadurch reduzieren, dass man sie unangenehmer und damit weniger verführerisch macht. Dazu zählen simple Dinge wie das Gerät (umständlich) weit weg zu legen. Vor einigen Jahren wurde durch einen Artikel in der New York Times der clevere Vorschlag losgetreten, die Anzeige von Farbe auf Grautöne umzuschalten. Studien zeigen, dass diese Strategie wirklich wirkt, Menschen allerdings sehr unwillig sind, sie anzuwenden.
Strategie 3: Der strenge Blick
Man kann natürlich auch auf sich aufpassen lassen. Führungskräfte sind ja oft gut darin, Ziele und Zahlen zu monitoren, in diese Kerbe schlägt die dritte und verbreitete Strategie. Denn alle modernen Smartphones können die Bildschirmzeit messen und begrenzen. Das geht entweder im Ganzen oder gezielt für einzelne Apps. Es hat sich tatsächlich gezeigt, dass es besonders positiv für das Befinden und die Konzentration ist, spezifische Apps zu begrenzen. Es reicht oft, die eine App zu identifizieren, die einen persönlich am meisten ablenkt, und diese so zu begrenzen, dass sie nach 30 Minuten nicht mehr geöffnet wird. Das Problem ist nur, dass die Sperre umgangen werden kann. Wer einmal damit angefangen hat erlebt leicht einen Dammbruch und macht das immer wieder, bis plötzlich doch eine Stunde auf YouTube oder Instagram verschwendet ist.
Alle drei Strategien haben gemeinsam, dass sie etwas im Außen beeinflussen wollen. Das klappt aber nur bedingt, weil sie am Symptom und nicht an der Ursache in uns Menschen ansetzen. Genau dort verbirgt sich noch eine weitere sehr wirksame Strategie.
Ablenkung an der Ursache ausschalten
Strategie 4: Die freundliche Frage
Jedesmal, wenn man in einer der vielen ablenkenden Apps hängen bleibt, geschieht dies aus einer Motivation in sich selbst. Die App hat einen damit nur schneller am Haken, als man es merkt. Führungskräften passiert der Griff zum Handy ständig, wenn das Meeting langweilig ist, sich Ungeduld wegen einer erwarteten Antwort aus dem Team einstellt oder sich der unangenehme Gedanke an die nächste Präsentation anschleicht. Wer sich dann die einfache Frage stellt „wozu möchte ich gerade jetzt in diese App schauen?“ entschärft die Verführung zur Ablenkung in sich selbst.
Zugegeben, das erfordert etwas Reflexion. Aber auch dafür gibt es eine App, sie heißt one sec und schiebt ganz simpel einen kurzen Moment der Besinnung vor das Öffnen von verführerischen Apps. Das Tolle daran ist, dass man nicht das Gefühl hat, gegen sich selbst zu kämpfen. Stattdessen verpufft recht unangestrengt die Gewohnheit, achtlos eine App zu nutzen. Das klappt sehr gut, mit dieser Strategie haben Menschen ihre Nutzungszeit von ablenkenden Apps um 57% verringert.
Wenn Führungskräfte die Ablenkung durch ihr Handy besser in den Griff bekommen möchten, dann sollten sie Strategien nutzen, die für sie passen. Besonders hilfreich ist es, an der Ursache anzusetzen und den inneren Antrieb zur Ablenkung zu entschärfen. Dabei hilft sehr, achtsam auf sich selbst schauen zu können. Diese Kernkompetenz Achtsamkeit lässt sich gut in Kursen für Führungskräfte lernen.
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